Carl-Friedrich Wilhelm Borgward: Unternehmer mit brauner Weste

Das Bild zeigt das Werk in Sebaldsbrück
Werk-in-Sebaldsbrueck
Das Bild zeigt einen rot-gelben Oldtimer
Oldtimer
Grab Borgward
23. September 1938
Hastedter Osterdeich, Bremen

Carl Friedrich Wilhelm Borgward wurde am 10. November 1890 in Hamburg-Altona geboren. Nach einer schweren Verletzung im Ersten Weltkrieg fing er als Ingenieur bei den Carl Francke Werken in der Neustadt an. 1919 kaufte er sich in die Bremer Reifenindustrie GmbH ein. Nach und nach baute Borgward sein autoindustrielles Werk aus. 1938 trat Borgward der NSDAP bei. Er wurde Wehrwirtschaftsführer in seinem eigenen Werk, das seit der Machtübernahme durch die Nazis im Januar 1933 immer mehr zu einer wichtigen Rüstungsproduktionsstätte geworden war. In Bremen Sebaldsbrück wurde am 23. September 1938, also ein Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, das Borgward Werk eingeweiht. Es wurden u.a. Lkws, Halbketten- und Artilleriefahrzeuge, sowie Panzerjägerfahrzeuge produziert. Zeitweilig wurden im Werk 23.000 beschäftigt. Allerdings wurden von 1940 bis 1945 im Werk auch 3.859 ausländische Zwangsarbeiter*innen registriert , darunter Kriegsgefangene und polnische KZ-Häftlingen aus Neuengamme. Damit stellten sie fast die Hälfte aller im Werk beschäftigten Arbeiter/innen. Siehe dazu folgenden Text, freundlicherweise bereitgestellt von Edith Laudowicz.
Die Firma besaß später sogar ein eigenes Arbeits- und Konzentrationslager. Errichtet wurde es am 25. August 1944 von der SS für ca. 1.000 sowjetische und polnische männliche Gefangene, die vom KZ Auschwitz überstellt wurden. Die Häftlinge waren in den oberen Etagen eines alten Fabrikgebäudes auf dem Borgward-Gelände in Sebaldsbrück untergebracht und mussten im alten Hauptwerk und im neuen Werk am Stadtrand für die Kraftfahrzeugproduktion arbeiten. Nach nur knapp zwei Monaten – bis zum Luftangriff am 12. Oktober 1944 – ließ die SS das KZ räumen und die Häftlinge wurden in das KZ Farge oder ins Stammlager KZ Neuengamme gebracht. Durch Bombentreffer der alliierten Luftwaffe wurde das Werk schwer beschädigt.

Dieses Video wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Landesfilmarchiv, Bremen.

1945 wurde Borgward von den Amerikanern zwei Jahre und 10 Monate in ein Internierungslager in Süddeutschland gesteckt. 1947 verurteilte eine Spruchkammer des Entnazifizierungsausschusses in Bremen den ehemaligen Wehrwirtschaftsführer zu drei Monaten Gefängnis auf Bewährung. 1948 konnte Borgward seinen Chefposten im Werk wieder besetzen. In den 50er Jahren waren hier ca. 20.000 Menschen beschäftigt. 1961 erfolgte jedoch die Liquidierung des Werkes.

Borgward starb am 28.07.1963 in Bremen und wurde auf dem Osterholzer Friedhof in der Nähe seines ehem. Stammwerkes beerdigt.

Weitere Texte zur Situation von Zwangsarbeiter*innen stehen hier zum Download bereit:

  • Arbeitskräftemangel vor dem Krieg PDF
  • Bremen als Rüstungsstandort PDF
  • Arbeitskräftebedarf und Ausländereinsatz im Krieg PDF
  • Vergessene Opfer PDF

 

Veröffentlicht am und aktualisiert am 15. Januar 2023

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