Adolf und Ella Ehlers: ein Leben im Widerstand

Staatsarchiv Bremen (10,B-FN-3) Ella Ehlers, 1947
Staatsarchiv Bremen (10,B-FN-3) Adolf Ehlers 1962
Osterdeich 8, Bremen

Am 21. Februar 1898 wird Adolf Ehlers in Walle geboren. Seine Eltern sind Hinrich Ehlers und seine Frau Anna Marie.
Ehlers besucht die Volksschule in der Elsflether Straße. Dort bekommt er u.a. Unterricht von Emil Sonnemann, einem Reformpädagogen, der der aufstrebenden Arbeiterbewegung in der Hansestadt sehr nah stand. Später macht er eine kaufmännische Lehre und arbeitet u.a. im Herrenbekleidungsgeschäft Dykhoff.

Nach dem Tod seiner Mutter zieht der junge Adolf 1916 zu seiner Schwester Grete. Über deren Mann, Willi Deisen, bekommt Ehlers erste Kontakte zu sozialistischen Kreisen, denn Deisen ist Betriebsrat auf der AG Weser. Kurz danach wird Ehlers zum Militär eingezogen und verbringt seinen Wehrdienst an der Front in Frankreich. Dort wird er zweimal schwer verletzt. Anschließend bekommt Ehlers hautnah die Novemberrevolution und das Ausrufen sowie das Ende der Bremer Räterepublik mit.

Durch Vermittlung von Deisen, der inzwischen KPD Mitglied ist, fängt Adolf Ehlers nunmehr ebenfalls auf der AG Weser an. Ehlers entscheidet sich für die Linksradikalen der Internationalen Kommunisten Deutschlands um später dann doch in der Kommunistischen Jugend der KPD aktiv zu werden. 1921 wird er von den Werftkollegen in den Betriebsrat der AG Weser gewählt und bereits 1923 zieht er als jüngster kommunistischer Abgeordneter in die Bremer Bürgerschaft ein.

Später wird er hauptamtlicher Sekretär der „Roten Hilfe“, die sich u.a. um die Kinder verhafteter kommunistischer Genossen und Genossinnen kümmert. In dieser Funktion besucht er das Kinderheim der „Roten Hilfe“, das vom berühmten Maler Heinrich Vogeler in Worpswede gegründet wurde. Dort lernt Ehlers seine spätere Ehefrau Ella, die damals noch Schipf hieß, kennen. Sie war zu diesem Zeitpunkt die Leiterin des Kinderheimes.
Durch seine Arbeit für die „Rote Hilfe“ erhält er Kontakte zu Olga Bontjes van Beek, Herbert Wehner, Willy Brandt etc., mit denen er bis in die Nazi-Zeit weiterhin illegale Verbindungen unterhält. Allerdings werden Adolf und Ella Ehlers 1930 bzw. 1931 als angebliche Brandler-Anhänger (KPO) aus der KPD ausgeschlossen. Während Ella in einer kleinen Kaffeefirma Arbeit findet, ist ihr Mann arbeitslos. Die KPO vereint sich 1932 mit der SAP (Sozialistische Arbeiterpartei zu einer neuen sozialistischen Partei, die aber weiterhin den Namen SAP behält. In ihr wird Adolf Ehlers zum politischen Leiter.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten setzt gleich der Terror gegen die KPD, SPD und Gewerkschaften ein. Ihre Mitglieder werden verhaftet, in KZ’s gesteckt und ermordet. Die SAP löst sich im März 1933 reichsweit selbst auf. Möglicherweise nur ein taktischer Zug, denn die SAP leistete im Untergrund weiterhin in Dreier- und Fünferzellen aktiv Widerstand gegen das Regime. Adolf Ehlers sichert dabei die Kontakte mit der illegalen Leitung in Berlin ab. Mit dem Fa­schis­mus hat für das Ehepaar Eh­lers die Zeit der il­le­ga­len Wi­der­stands­ar­beit begonnen. Sie hat­ten in ih­rer Woh­nung an der Wal­ler Heer­stra­ße im­mer wie­der mit Haus­durch­su­chun­gen, Kon­trol­len und Mel­de­auf­la­gen zu rech­nen. Ella ist als Kurierin aktiv. Andere aus der Gruppe pflegen Kontakt mit Willy Brandt und weiteren sozialistischen und sozialdemokratischen Kreisen in Schweden. Ella und Adolf Ehlers gelingt es 1937 den verfolgten Kommunisten Willi Eildermann aus Bremen illegal über die Grenze nach Tschechien zu bringen. Bis zum Ende des NS-Regimes wird die SAP Widerstandsgruppe in Bremen nicht auffliegen!

Ab 1943/’44 initiieren Adolf Ehlers gemeinsam mit seinem SAP Genossen Heinrich Busch geheime Gespräche zwischen Vertretern der SPD, KPD, ISK (Internationalen Sozialistischen Kampfbund) und der Deutschen Friedensgesellschaft. Dabei geht es um die Zukunft von Bremen (und Deutschland) nach der sich abzeichnenden Befreiung durch die Anti-Hitler-Koalition. Sie entwerfen ein parteiübergreifendes Aktionsprogramm und nennen sich selbst „Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus“. Es ist besonders Ehlers, der im Programm die Einigkeit der Arbeiterparteien und Gewerkschaften begründet. Bereits am 3. Mai 1945 konstituierte die Kampfgemeinschaft sich und erhält von der britischen Besatzung die Erlaubnis, ihr eigenes Büro einzurichten. Und drei Tage später, am 6. Mai, erschien erstmals „Der Aufbau“ als Zentralorgan der Kampfgemeinschaft. Ehlers selbst ist, gemeinsam mit seiner Frau Ella, währenddessen wieder KPD Mitglied geworden. Er übernimmt Funktionen in deren Bezirksvorstand.

Als Wilhelm Kaisen am 1. August 1945 in Bremen Senatspräsident wird, beruft er Adolf Ehlers, der von der KPD dazu vorgeschlagen wurde, zum Wohlfahrtsenator. In dieser Funktion gelingt es ihm u.a. viele Kinder, die wegen der Bombenangriffe im Krieg außerhalb von Bremen untergebracht waren, zurück zu ihren Eltern zu bringen.

Die „Kampfgemeinschaft“ löst sich nach internen Auseinandersetzungen in Dezember 1945 schon wieder auf. Zu groß sind offensichtlich die Unterschiede über die zukünftige Gestaltung Deutschlands. Ehlers zieht daraus die Konsequenzen und schließt sich 1946, wie seine Frau Ella, der SPD an. Gemeinsam mit seinem ebenfalls kommunistischen Senatorenkollegen Hermann Wolters begründet er am 18. Mai 1946 öffentlich im Weser Kurier diesen Schritt.

Auf Bitte von Kaisen wird Ehlers 1948 zum Innensenator ernannt. In dieser Funktion setzt sich Ehlers gemeinsam mit Bürgermeister Wilhelm Kaisen und dem Senatssprecher Alfred Faust für die Freilassung des verurteilten ehem. Bremer Gestapo-Chefs und SS-Massenmörders Erwin Schulz ein. Die Gründe für dieses Vorgehen der drei, die alle selbst Verfolgte des Naziregimes waren, konnten nie abschließend geklärt werden.
Ella Ehlers wird später zu den Gründungsmitgliedern der Bremer AWO gehören.

Quellen:

  • Horst Adamietz „Freiheit und Bindung Adolf Ehlers“, Hauschild Verlag Bremen.
  • Inge Marßolek, René Ott „Bremen im 3. Reich“, Carl E. Schünemann Verlag, Bremen

Bildmaterial freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Staatsarchiv Bremen.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 5. August 2020

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