Charlotte Levy-Abraham, allein mit Kindertransport nach England

Bild von Charlotte Levy-Abraham
Charlotte Levy-Abraham
3. Mai 1939
Falkenstraße 7a (damals Bornstraße 3), Bremen

Charlotte Levy-Abraham wurde 1926 in Bremen geboren. Ihr Vater war Inhaber eines Geschäftes „Kurzwaren en gros“. Der Boykott jüdischer Geschäfte, der seinen Anfang am 1. April 1933 nahm, trug zur Schließung des Geschäftes bei. Später arbeitete Maximilian Abraham als Bibliothekar für die Winterhilfe der jüdischen Gemeinde, die Mutter Sophie Else half im Jüdischen Altersheim aus. Charlotte besuchte zuerst die Michaelisschule (Volksschule) und später das städtische Lyzeum an der Kleinen Helle am Wandrahm. Sie hatte einige Schulfreunde, zu denen der Kontakt jedoch immer schwieriger wurde.

Als Kind jüdischer Eltern wurde sie zu jener Zeit, in der die Nationalsozialisten mehr und mehr an Macht gewannen, zunehmend vom Alltagsleben ausgegrenzt: Im städtischen Café wurde ihr der Zutritt verwehrt, die Tochter des Bürgermeisters durfte nicht mehr mit ihr spielen und dass die Nachbarskinder sie beschimpften und sie mieden, wurde für sie zum Alltag. Im Jahre 1937 fing Charlotte eine Ausbildung in der Uhrengroßhandlung bei Max Meyer in der Sögestraße an. Die Berufsschule konnte Charlotte jedoch nicht beenden, weil es Juden 1938 verboten wurde, öffentliche Schulen zu besuchen. Nach den Übergriffen in der Reichsprogromnacht und um sie vor den Greueltaten der Nationalsozialisten zu schützen, schickten ihre Eltern die sechzehnjährige Charlotte am 3. Mai 1939 allein mit dem Kindertransport zu Verwandten nach England. Ihre Eltern sah sie das letzte Mal auf dem Bremer Hauptbahnhof. Sie versprachen ihr, nachzukommen, doch sie kamen nie in Manchester an. Maximilian und Sophie Else Abraham wurden am 18. November 1941 nach Minsk deportiert und dort umgebracht.

Charlotte Levy-Abraham hat nie wieder in Bremen gelebt und London ist längst ihre Heimat geworden.

Katrin Krämer hat sie dort besucht und sich von ihr ihre Erinnerungen schildern lassen. Ihre Reportage wurde im Rahmen der Sendereihe „Glauben und Wissen“ vom Nordwestradio ausgestrahlt und von ihr freundlicherweise für SPURENSUCHE BREMEN zur Verfügung gestellt.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 29. November 2022

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