Friedrich „Fietje“ Bellmer, Sipo-Chef Stellvertreter in Groningen.

Friedrich Bellmer (Groninger Archieven)
Friedrich Bellmer (Groninger Archieven)
29. Mai 1940
Lübecker Str. 47, Bremen-Ostertor

Der Bremer Polizist Friedrich „Fietje“ Bellmer wurde nach der Befreiung der besetzten Niederlande wegen seines Anteils an der Erschießung mehrerer Geiseln und Widerstandskämpfer*innen von einem niederländischen Gericht zum Tode verurteilt.

Geboren wurde er am 20. Oktober 1897 in Geestemünde, heute ein Stadtteil von Bremerhaven. Im Ersten Weltkrieg war er bei den Feldjägern. Die Verwundung infolge seines Kriegseinsatzes beeinträchtigte ihn lebenslang.
Am 12. Oktober 1919 heiratete Bellmer Henni Imboden. Das Ehepaar bekam zwei Töchter und einen Sohn.
1930 wurde er Mitglied der NSDAP, ein Jahr später auch der SA und der SS. 1932 zog das Ehepaar nach Bremen, da Bellmer hier eine Stelle bei der Kripo erhält. 1935 beförderte man ihn zum Obersturmführer, 1936 bereits zum Hauptsturmführer, nicht zuletzt, weil er auf Grund seiner Militärlaufbahn im Ersten Weltkrieg von seinen Vorgesetzten sehr geschätzt wurde. Kurz danach erfolgte eine weitere Beförderung zum Kriminalobersekretär bei der Gestapo.

Ab 29. Mai 1940 versetzte man Bellmer in den von den Deutschen besetzten Niederlanden zum zuständigen Einsatzkommando für die nördlichen Provinzen in Groningen. Gemeinsam mit seiner Sekretärin und seinem persönlichen Mitarbeiter Gert Maeck wird er bis zum Ende der Besatzung ein Büro im sog. „Scholtenhuis“ am Großen Markt in Groningen belegen. Das „Scholtenhuis“ war die Außendienststelle der Sicherheitspolizei in den nördlichen Provinzen der Niederlande. Diese war verantwortlich für die Bekämpfung des niederländischen Widerstandes gegen die deutschen Besatzer. Außerdem für die Verfolgung niederländischer Juden sowie Bürger*innen, die sich der Anordnung zur Zwangsarbeit in Deutschland entzogen.
Privat wohnte Bellmer zuerst im angrenzenden Hotel Victoria, ab 1944 im Hotel Hofman.

Von Oktober 1942 bis Ende März 1945 war der SS-Sturmbannführer Georg Haase Leiter der Außendienststelle im „Scholtenhaus“. Fietje Bellmer ist dessen Stellvertreter. Dieser war auf der Dienststelle einer der ältesten Mitarbeiter, wird dementsprechend von den Kollegen gerne als Ansprechpartner angesehen. Ab Herbst 1943 übernahm Bellmer die Verantwortung für die sog. Aktionen Silbertanne in den nördlichen Provinzen der Niederlande. Bei diesen Aktionen wurden antideutsch eingestellte Niederländer*innen liquidiert, mit anderen Worten brutal ermordet. Dies geschah aus Rache für die Ermordung niederländischer Kollaborateur*innen durch die Widerstandsbewegung. Insgesamt leitete Bellmer sechs solcher Aktionen, bei denen 22 Menschen ermordet werden, einige durch ihn persönlich.

April 1945 in den letzten Tagen der Besatzung, als sich die alliierten Truppen der Stadt Groningen bereits nähern, rettete Bellmer das Leben von 27 Geiseln, die im Gefängnis inhaftiert waren. Sie sollten laut Befehl von Bellmer‘s Vorgesetzten Artür Thomsen, der Nachfolger von Haase, liquidiert werden, aber es gelang Bellmer, sie geschickt zu verstecken. Aus welchen Gründen er dies gemacht hat, ist nie bekannt geworden. Möglicherweise hoffte er, damit eine geringere Bestrafung durch alliierte Richter zu erhalten.

Am 20. Mai 1949 wurde Bellmer von einem niederländischen Gericht zum Tode verurteilt. Ihm wurde der Tod von insgesamt 54 Menschen zur Last gelegt. Januar 1952 begnadigte man ihn jedoch, weil in den Niederlanden inzwischen die Todesstrafe nicht mehr umgesetzt wurde. Stattdessen wurde die Todesstrafe umgewandelt in eine lebenslängliche Haftstrafe. Dezember 1959 entlässt man den zu diesem Zeitpunkt bereits schwer kranken Bellmer aus dem Gefängnis in Breda. Friedrich Bellmer starb 1966 und wurde auf dem Riensberger Friedhof in Bremen beigesetzt.

Quellen: „Het Scholtenhuis 1940-1945, deel 2: Daders“ von Monique Brinks (Niederländische Ausgabe)
Bild: Groninger Archieven

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