Bil­dungs­se­na­tor Ri­chard von Hoff för­dert die Idee ei­ner „Vor­herr­schaft der ger­ma­ni­schen Ras­se“

Ehrenmal_Technische_Hochschule_.2.1934_Bildungssenator von Hoff
Quelle: Staatsarchiv Bremen - 9,S-9-69_2-1_002,Ehrenmal_Technische_Hochschule_4.2.1934
Richard von Hoff (Staatsarchiv Bremen)
Staatsarchiv Bremen
22. April 1945
Schwach­hau­ser Heer Str. 130 , Schwach­hau­sen-Bre­men

Ri­chard von Hoff war ab 11. März 1933 bis 1945, also wäh­rend der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, Bil­dungs­se­na­tor in Bre­men. In sei­ner Funk­ti­on ent­lässt er in den fol­gen­den Mo­na­ten nach sei­nem Amts­an­tritt 44 po­li­tisch ihm nicht ge­neh­me Lehr­kräf­te. We­sent­lich län­ger tritt er je­doch als ei­ner der eif­rigs­ten nor­disch-völ­ki­schen Pro­pa­gan­dis­ten, ab 1935 vor al­lem für die „Nor­di­sche Ge­sell­schaft“, auf. Da­mit ge­hört er auch zu den ideo­lo­gi­schen Weg­be­rei­tern der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Volks­ge­mein­schafts-Ideo­lo­gie.

Ge­bo­ren wird Ri­chard von Hoff als Sohn ei­nes Rit­ter­guts­be­sit­zers am 12. Juni 1880 in Sach­sen­burg, Thü­rin­gen. 1891 zieht es die Fa­mi­lie aus be­ruf­li­chen Grün­den nach Bre­men. Hier be­such­te von Hoff das Alte Gym­na­si­um und geht an­schlie­ßend nach Leip­zig um dort ver­glei­chen­de Sprach­wis­sen­schaft und Ger­ma­nis­tik zu stu­die­ren. 1907 wird von Hoff Leh­rer an der Ober­re­al­schu­le an der De­cha­nat­stra­ße in Bre­men, ab 1909 als Stu­di­en­rat. Im Ers­ten Welt­krieg ist er aus­schließ­lich an der Ost­front sta­tio­niert.
Be­reits vor der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Macht­über­tra­gung an Hit­ler tritt von Hoff der SA bei. Fe­bru­ar 1934 er­folgt sei­ne Auf­nah­me in die SS, in der er schnell Kar­rie­re macht, zu­letzt als Bri­ga­de­füh­rer.

Von Hoff tritt seit 1895 als Pu­bli­zist in Er­schei­nung, u.a. in der Zeit­schrift „Nie­der­sach­sen“ im Carl Schü­ne­mann Ver­lag und als Red­ner. Auf die­se Wei­se kann er sei­ne welt­an­schau­li­chen Ide­en ei­ner Vor­herr­schaft der „ger­ma­ni­schen Ras­se“ ver­brei­ten. In­ner­halb des Nor­di­schen Rings und spä­ter auch in der Nor­di­schen Ge­sell­schaft ist von Hoff Her­aus­ge­ber der Mo­nats­zeit­schrift „Ras­se“. Sei­ne Pu­bli­ka­tio­nen zu „Erb­krank­hei­ten“, wie Al­ko­ho­lis­mus, Geis­tes­krank­heit und Schwach­sinn eb­nen ideo­lo­gisch den Weg für das spä­ter un­ter den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­ab­schie­de­te „Ge­setz zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses“. Die­ses bil­det die Grund­la­ge für die Zwangs­ste­ri­li­sa­ti­on und Mord an tau­sen­den Bür­ger/​in­nen, ob Er­wach­se­ne, Kin­der oder Ju­gend­li­che.
Von Hoff ist au­ßer­dem Mit­glied im Nor­di­schen Ring, ein völ­kisch ori­en­tier­ter Ver­ein mit Ver­bin­dun­gen zu gleich­ge­sinn­ten Krei­sen in den skan­di­na­vi­schen Län­dern. Im Kern ver­folgt die­ser Ver­ein eine nor­di­sche bzw. ger­ma­ni­sche Ras­sen­ideo­lo­gie. Der Ver­ein hat sei­nen Sitz in der Schwach­hau­ser Heer Str. 130.
1933 wird der Ring „gleich­ge­schal­tet“ und ein Jahr spä­ter dem Aus­wär­ti­gen Amt der NS­DAP un­ter­stellt. 1936 er­folgt die Fu­si­on des Nor­di­schen Rings mit der Nor­di­schen Ge­sell­schaft, die dann un­ter dem letz­ten Na­men wei­ter­ge­führt wird. Von Hoff wird zum of­fi­zi­el­len Ver­tre­ter des Bre­mer Se­nats in­ner­halb der Nor­di­schen Ge­sell­schaft er­nannt. Zur glei­chen Zeit, 1935, wird der NS­DAP-Gau­füh­rer We­ser-Ems und Reichs­statt­hal­ter für Bre­men und Ol­den­burg, Carl Rö­ver, Lei­ter des „Bre­men-Kon­tors“, die Ge­schäfts­stel­le der Nor­di­schen Ge­sell­schaft. Aus dem „Bre­men-Kon­tor“ wird an­schlie­ßend das „We­ser-Ems-Kon­tor“.

Seit 1918 en­ga­gier­te von Hoff sich im „Bund für nie­der­säch­si­sche Volks­hoch­schu­len“, der sei­nen Sitz in Bre­men hat­te. 1919 grün­det von Hoff die Volks­hoch­schu­le in Bre­men und blieb bis 1933 ihr Lei­ter. Der „Bund“ be­kann­te sich zur Tra­di­ti­on von Ger­ma­nen- und Ras­sen­ideo­lo­gie, war je­doch auch, wie von Hoff, aus­ge­spro­chen an­ti­se­mi­tisch ein­ge­stellt. 1931 trat von Hoff in die NS­DAP so­wie in den Kampf­bund für Deut­sche Kul­tur von Al­fred Ro­sen­berg ein.

Am 22. April 1945 wur­de von Hoff bei ei­nem der letz­ten Luft­an­grif­fe auf Bre­men schwer ver­letzt. In der Nacht vom 7. Mai starb er. Sei­ne Wit­we ver­such­te im Ent­na­zi­fi­zie­rungs­ver­fah­ren post­hum eine An­er­ken­nung sei­ner Pen­si­ons­an­sprü­che zu er­rei­chen. Tat­säch­lich wird er 1948 nach­träg­lich als „Mit­läu­fer“ ein­ge­stuft. Im Be­ru­fungs­ver­fah­ren wird die­ses Ur­teil je­doch re­vi­diert. Von Hoff gilt nun­mehr als „be­las­tet und schul­dig“.

Quelle: „Völ­ki­sche Be­we­gung zwi­schen We­ser und Ems – Ri­chard von Hoff und die Nor­di­sche Ge­sell­schaft in Bre­men und Nord­west­deutsch­land“ von Mat­thi­as Lo­eber im Ver­lag Pe­ter Lang Edi­ti­on.
Bild: Se­na­tor von Hoff wäh­rend der Er­öff­nung des Eh­ren­mals für die Ge­fal­le­nen von Lan­ge­m­arck im Ers­ten Welt­krieg an der Tech­ni­schen Hoch­schu­le in Bre­men.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 18. März 2019

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