Familie Trollmann – Gräber: Denkmäler der Zukunft

Senela & Hakeli Trollmann, Archiv Hans Hesse
Senela & Hakeli Trollmann, Archiv Hans Hesse
Lanzo Trollmann & Frau, Archiv Hans Hesse
Lanzo Trollmann & Frau, Archiv Hans Hesse
Hermann & Hubert Trollmann, Archiv Hans Hesse
Hermann & Hubert Trollmann, Archiv Hans Hesse
Waldfriedhof Vechta, Archiv Hans Hesse
Waldfriedhof Vechta, Archiv Hans Hesse
Waldfriedhof Vechta, Archiv Hans Hesse
Waldfriedhof Vechta, Archiv Hans Hesse
8. März 1943
Eickedorfer Str./Am Torfkanal, Bremen-Findorff

Bei Gräbern von Sinti und Roma, die die NS-Verfolgung überlebten, handelt es um wichtige erinnerungskulturelle Orte, die weit über den Bereich der familiären, privaten Trauer hinausreichen. Sie können – sensiblen Umgang vorausgesetzt – wichtige Bestandteile der politischen Bildungsarbeit sein. Was aber, wenn diese Grabstätten verloren gingen, weil z.B. die Grabnutzung ausläuft und sie aus der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt verschwinden und damit auch das Wissen um das Schicksal dieser Menschen?

Seit 2004 setzte sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma für den Erhalt der bundesweit geschätzten 2.600 Grabstätten (für Bremen und Bremerhaven wird die Anzahl auf 79 Grabstätten geschätzt) NS-verfolgter Sinti und Roma ein. Diese Initiative fand 2018 einen erfolgreichen Abschluss. Am 14. Dezember 2018 unterzeichneten die Bundesregierung und die Bundesländer anlässlich der jährlich stattfindenden Gedenkveranstaltung für die Opfergruppe der Sinti und Roma eine „Bund-Länder-Vereinbarung betreffend den Erhalt der Gräber der unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgten Sinti und Roma“. In der Präambel bekennen sich die Bundesregierung und die Bundesländer gemeinsam dazu, Verantwortung für die Sicherung von Grabstätten von ns-verfolgten Sinti und Roma zu übernehmen.

In Bremen gibt es zwei Friedhöfe, auf denen sich mehrere Gräber von Sinti und Roma befinden, die die NS-Verfolgung überlebten: der Friedhof Buntentor in der Neustadt und der Waller Friedhof.

Auf dem Waldfriedhof in Vechta befindet sich ein größeres Gräberfeld von Sinti und Roma, die vor 1945 in Bremen lebten und hier verfolgt wurden. Es handelt sich um die Gräber von Angehörigen der großen Familie Trollmann. Als die Überlebenden dieser Familien nach 1945 aus den Konzentrationslagern zurückkehrten, hielten sie sich nur kurze Zeit in Bremen auf, verließen jedoch in aller Regel nicht Nordwestdeutschland, sondern siedelten in den Landkreisen um Bremen.

Das führte jedoch dazu, dass die Spuren dieser Familie heute in Bremen so gut wie nicht mehr nachweisbar sind. Gleichzeitig existieren zwar Fotos dieser sehr großen Bremer Sinti-Familie, aber die darauf abgebildeten Personen sind bis heute nicht zu identifizieren. Aus diesem Grund wird ein Teil der Fotos hier veröffentlicht – in der Hoffnung, dass Angehörige auf diese Fotos stoßen und Kontakt mit uns aufnehmen.

In diesem Zusammenhang ist noch ein weiterer Aspekt wichtig: Die Gräber von Sinti und Roma, die heute in Bremen zu finden sind, sind zumeist Gräber von Verfolgten, die erst nach 1945 nach Bremen kamen, hier lebten, wohnten, arbeiteten und Familien gründeten. Sie brachten eigentlich ihre NS-Verfolgungsgeschichten mit in diese Stadt. In der Gedenk- und Erinnerungskultur sind ihre NS-Verfolgungsschicksale jedoch so gut gar nicht abgebildet. Anhand ihrer Gräber könnte auch ihre Geschichte zukünftig in die Gedenklandschaft eingebettet werden.

Dr. Hans Hesse

Literatur:
„in fast völlig blindem und hilflosem Zustande“ – Die NS-Verfolgung von Hermann und Hulda Trollmann,
in: Hesse, Hans, „Ich bitte, die verantwortlichen Personen für ihre unmenschlichen barbarischen Taten zur Rechenschaft zu ziehen“ – Die Deportation der Sinti und Roma am 8. März 1943 aus Nordwestdeutschland, Bremen 2022, S. 119–126;
„Die NS-Verfolgung der Familie Clemens Trollmann und Anna Braun“, in: ebd., S. 108–112; „Ich glaubte ferst, dass meine Angehörigen noch wiederkommen würden“ – Die NS-Verfolgung der Familie Werner und Auguste Trollmann, in: ebd., S. 113–119.
Hesse, Hans, Friedhof Buntentor. „Denkmäler der Zukunft. Gräber NS-verfolgter Sinti und Roma auf dem Friedhof Buntentor, Bremen 2022.
Vgl. auch Jara Kehl, „Dauerhafter Erhalt der Grabstätten NS-verfolgter Sinti und Roma“, Schriftenreihe des Zentralrats, Bd. 10, Heidelberg 2016.

Online-Quellen und Literatur zum Thema „Sinti und Roma-Gräber“:
http://zentralrat.sintiundroma.de/dauerhafter-erhalt-der-grabstaetten-ns-verfolgter-sinti-und-roma/ 
http://zentralrat.sintiundroma.de/bund-laender-vereinbarung-zum-dauerhaften-erhalt-der-grabstaetten-ns-verfolgter-sinti-und-roma-heute-im-bundesrat-unterzeichnet/nggallery/page/2 
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/graeber-von-ns-verfolgten-sinti-und-roma-schuetzen-und-erhalten/131272

Veröffentlicht am und aktualisiert am 28. April 2023

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