Her­mann Böse – Mu­sik­leh­rer und Wi­der­stands­kämp­fer

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Hermann Böse
Arbeitergesangsverein Bremen 001
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Hymne: Laßt uns wie Brüder zusammenstehen
Dieses Bild zeigt das Dokument vom Staatsarchiv Bremen über Hermann Böse
Dokument vom Staatsarchiv Bremen über Hermann Böse
17. Juli 1943
Her­mann-Böse-Stra­ße 21, Bre­men

Am heu­ti­gen Gym­na­si­um an der Her­mann-Böse-Stra­ße (da­mals Re­al­gym­na­si­um in der Kai­ser-Fried­rich-Stra­ße) hat Her­mann Böse von 1907 bis 1933 als Mu­sik­leh­rer ge­ar­bei­tet. Ge­bo­ren wur­de er im Jahr 1870 in Heme­lin­gen. Das Leh­rer­se­mi­nar be­such­te er in Be­der­ke­sa. Au­ßer­dem ab­sol­vier­te er eine Aus­bil­dung zum Taub­stum­men­leh­rer in Sta­de.
Her­mann Böse war ver­hei­ra­tet mit Mar­ga­re­the Schier­loh und hat­te mit ihr zwei Söh­ne.

Be­reits 1894 trat Böse in die SPD ein. Als 1904 der Par­tei­tag der SPD in Bre­men statt­fand, trat ein Män­ner­chor mit Ar­bei­ter­lie­dern auf, des­sen mu­si­ka­li­sche Lei­tung in sei­nen Hän­den lag. Die­ser Chor, der sich ur­sprüng­lich „Ar­bei­ter­män­ner­chor“ nann­te, ent­wi­ckel­te sich zu dem be­deu­ten­den und an­er­kann­ten „Ar­bei­ter­ge­sangs­ver­ein Bre­men“. Ab April 1907 un­ter­rich­te­te Böse am Re­al­gym­na­si­um.

Am 22. Fe­bru­ar 1910 schick­ten so­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Bre­mer Leh­rer (dar­an wa­ren u.a. be­tei­ligt: E. Son­ne­mann und G. Lutt­mann von der Schu­le Els­fle­ther Stra­ße, G. Dö­ring von der Schu­le Stern­stra­ße, H. Rumpf von der Schu­le Ha­ben­hau­sen, D. Alf­ken von der Schu­le Kant­stra­ße, H. Os­ter­sehl­te von der Mi­chae­lis­schu­le) ein Glück­wunsch­te­le­gramm an Au­gust Be­bel an­läss­lich sei­nes sieb­zigs­ten Ge­burts­tags. Her­mann Böse war auch ei­ner die­ser Leh­rer; an der Ab­fas­sung wa­ren zu­dem die be­kann­ten Ar­bei­ter­füh­rer Wil­helm Pieck und Jo­hann Knief be­tei­ligt. Die­ses Te­le­gramm führ­te zu hef­ti­gen Pres­se­kam­pa­gnen in der re­gio­na­len und über­re­gio­na­len Ta­ges­pres­se. Ei­ni­ge Jah­re spä­ter ver­ließ Böse je­doch die SPD we­gen sei­ner Ab­leh­nung ge­gen den Krieg (Ers­ten Welt­krieg).

Im Zu­sam­men­hang mit den re­vo­lu­tio­nä­ren Ver­än­de­run­gen und der Bre­mer Ra­te­re­pu­blik wur­de Böse im Ja­nu­ar 1919 Mit­glied der KPD und im glei­chen Mo­nat Lei­ter des Kom­mis­sa­ri­ats für Schul- und Bil­dungs­fra­gen im Rat der Volks­be­auf­trag­ten.

Nach der Macht­über­nah­me durch die NS­DAP lös­te sich der Ar­bei­ter­ge­sangs­ver­ein auf. Vie­le Mit­glie­der wur­den ver­haf­tet und in KZ’s ge­bracht. Böse war jetzt ge­zwun­gen durch pri­va­ten Mu­sik­un­ter­richt zu ver­die­nen, denn aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den hat­te er auch sei­ne Leh­rer­tä­tig­keit auf­ge­ben müs­sen.

Un­ter An­wen­dung der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ wur­de er Ende März 1933 aus dem Schul­dienst ent­las­sen. Als in den Jah­ren 1940 bis 1942 die Bäst­lein-Ja­cob-Abs­ha­gen-Or­ga­ni­sa­ti­on ihre il­le­ga­le Wi­der­stands­ar­beit ent­fal­te­te, wur­de sie von Her­mann Böse in Bre­men un­ter­stützt. Nach sei­ner Ver­haf­tung im No­vem­ber 1942 durch die „Ge­hei­me Staats­po­li­zei“ wur­de Böse im Os­ter­tor­ge­fäng­nis und spä­ter im KZ Ham­burg-Fuhls­büt­tel in­haf­tiert.

Am 17. Juli 1943, drei Tage nach sei­ner Ent­las­sung, ver­starb er an ei­ner schwe­ren Krank­heit. Sein Grab be­fin­det sich auf dem Os­ter­hol­zer Fried­hof.
Die Her­mann-Böse-Stra­ße trägt ih­ren Na­men seit 1947. Erst 2005, also 58 Jah­re nach sei­nem Tod, wur­de auch das Gymnasium of­fi­zi­ell nach Her­mann Böse be­nannt. Vor sei­nem ehem. Wohn­haus in der Bes­sel­stra­ße 21 be­fin­det sich im Ge­den­ken Her­mann Bö­ses Wir­ken ein Stolperstein, ge­nau­so ei­nen vor dem Gym­na­si­um. Der Ar­bei­ter­ge­sang­ver­ein nann­te sich nach 1945 eben­falls Her­mann-Böse-Chor.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 24. September 2023

Ein Hinweis zu “Hermann Böse – Musiklehrer und Widerstandskämpfer”

  1. Christian Theusner sagt:

    Ein Stol­per­stein für Her­mann Böse be­fin­det sich vor dem Her­mann-Böse-Gym­na­si­um, der an­de­re vor sei­nem ehem. Wohn­haus in der Bes­sel­stra­ße 21 (nicht 6)

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