Vortrag: „Entschädigung und Wiedergutmachung“ für die überlebenden Sinti und Roma des NS Völkermordes – eine zweite Verfolgung?“

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Am Donnerstag, 16. März 2023, 18.00 Uhr referiert Detlef Marzi, ehem. Mitarbeiter im Bremer Sinti-Verein, in der Studiobühne(A) des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses in Vegesack zum Thema „Entschädigung und Wiedergutmachung“ für die überlebenden Sinti und Roma des NS Völkermordes – eine zweite Verfolgung?“

Für die wenigen Sinti und Roma, die Deportationen, Vernichtungslager, Zwangsarbeit und die Todesmärsche überlebten und nach 1945 wieder nach Bremen zurückkamen, waren Entschädigungsverfahren und die Wiedergutmachung traumatisierende Prozeduren, die sie als eine „zweite Verfolgung“ erlebten.
Der Vortrag informiert am Beispiel der Biografien von Bremer Sinti-Familien und der NS-Verfolgungsgeschichte, wie den Sinti und Roma auch im Nachkriegsdeutschland die Anerkennung als NS-Opfer von Verfolgung und Vernichtung „aus rassischen Gründen“ (NS-Sprache) abgesprochen und ihnen angemessene „Wiedergutmachungsleistungen“ verwehrt wurden.
Die Täter/innen, die für die NS-Verbrechen verantwortlich waren, konnten ihre Karrieren fortsetzen. Sie wurden für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen. Im Nachkriegsdeutschland urteilten und begutachteten sie Anträge der Sinti und Roma auf Wiedergutmachung und Entschädigung häufig nach den Beurteilungen, die sie in den Täter Akten aus der NS-Zeit vorfanden. Der Bundesgerichtshof legitimierte diese skandalöse Praxis noch 1956, indem er feststellte, dass die Deportationen aus der Zeit vor 1943 nicht aus „rassischen Gründen“(NS-Jargon) erfolgten. Es seien Sicherheitsmaßnahmen gegen die „Zigeuner“ gewesen, da „Asozialität“, „Kriminalität“ und „Wandertrieb“ zu deren besonderen Eigenschaften gehörten.

Eine Veranstaltung der Internationalen Friedensschule Bremen.

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