Atlantik-Überquerer Lindbergh in Bremen

Das Bild zeigt Charles Lindbergh
Charles-Lindbergh
Das Bild zeigt den ersten Hubschrauber
Erster-Hubschrauber
15. August 1936
Neuenlander Straße (Flughafen), Bremen

Vom 20. bis 21. Mai 1927 schaffte der US-Amerikaner Charles Lindbergh erstmals eine Alleinüberquerung des Atlantiks. Das Ereignis machte ihm zu einem Medienstar, auch in Deutschland. Allerdings hatte dieser Ruhm auch seine Kehrseite: Lindbergh’s Sohn wurde entführt und trotz Zahlung eines Lösegeldes ermordet.

Ludwig Roselius ließ Bernhard Höttger bereits 1934 eine Relieftafel für den „Ozeanbezwinger “ Charles Lindbergh herstellen, die in der Böttcherstraße angebracht wurde.

Aufgrund einer Einladung von Luftfahrtminister Herrmann Göring konnte Lindbergh am 15.8.1936 Bremen als eine der wichtigsten Produktionsstätten für Fluggeräte, besuchen. Bei einem erneuten Besuch in der Hansestadt im Jahre 1937 nahm er an der ersten Hubschraubervorführung der Welt durch Vorzeigepilotin Hannah Reitsch beim Flugzeugbauer Focke&Wulff teil und drückt dabei seine Bewunderung für die Deutsche Luftwaffe aus.

Wegen seiner Tätigkeit im American First Committee (AFC) und mehrerer explizit antisemitischen Redebeiträge während des Zweiten Weltkrieges wurde Lindberg in der Öffentlichkeit zunehmend kritisiert. Seine Nazi-Deutschland Besuche machten ihn außerdem verdächtig, mit den Nazis zu sympathisieren.

Dieses Video wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Landesfilmarchiv, Bremen.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 29. November 2022

Ein Hinweis zu “Atlantik-Überquerer Lindbergh in Bremen”

  1. Hartmut Roder sagt:

    Liebe Spurensucher,

    der kleine Lindbergh-Eintrag greift etwas kurz und könnte zu Missverständnissen führen. Aufgrund meiner kruzen Recherche für Radio Bremen möchte ich folgendes ergänzen:

    1. Die Relieftafel für Lindbergh war eine von 10, die 1934 von Bernhard Hoettger extra für das Haus des Glockenspiels angefertigt wurden. Nicht wegen Lindberghs Nazisympathie. Vor allem galten die „Ozeanbeszwinger“ als „nordische Tatmenschen“ in der Atlantis-Theorie von Roselius.
    2. Lindbergh war nie in der Böttcherstraße und hat Roselius auch nie persönlich kennengelernt.
    3. Lindbergh war zur Olympiade 1936 mit seiner Frau in Berlin. Ende Juli, also kurz vorher, traf die amerikanische Fliegerlegende, eine andere Fliegerlegende, Hermann Göring, der allerdings zu der Zeit allmächtiger Nazi-Luftfahrtsminister war und emsig für die Luftaufrüstung agitierte. Auf Wunsch der US-Botschaft in Berlin sprach Lindbergh Göring bei der Gelegenheit an, ob er nicht einen Einblick in die Luft-Aufrüstung Deutschlands erhalten könne. Göring stellte das in Aussicht.
    4. Lindbergh war auf dem Rückflug von Berlin am 15. August für ca, 30 Minuten auf dem Neuenlander Feld, da die britische Maschine aus Kopenhagen kommend, auftanken musste, um nach London weiter zu fliegen. Die Lindberghs lebten damals in der Grafschaft Kent. Das war das erste Mal, dass Lindbergh in Bremen weilte.
    5. Das zweite Mal war im Jahre 1937, als er im Rahmen seiner Flugzeugwerke-Besichtigungstour, die ihn u.a. nach Dessau (Junkers) und nach Augsburg (Messerschmitt) führte, einer Flugvorführung des Hubschraubers FW61 von Hanna Reitsch zusah. Ob der weitere Bereiche von Focke-Wulf oder Weserflug besichtigte, ist nicht bekannt.Dort hätte er die Condor FW190 „Würger“ oder die Stukaproduktion kennenlernen können. Die Condor wurde gerade von der Legion Condor in Spanien erfolgreich erprobt.
    6. Am 18. Oktober 1938 erhielt Lindbergh aus der Hand Hermann Görings den höchsten deutschen Auslandsorden: das Großkreuz des Deutschen Adlerordens.Lindbergh war auch damals noch ein weltweit populärer Mann, ein Medienstar, den nicht zuletzt aufgrund der Entführung und Ermordung seines Sohnes seit 1932 weltweites Mitgefühl entgegengebracht worden war. Aufgrund seiner fliegerischen Leistung galt er als sachlundig, vertrauensvoll und seriös, was der Naziführung gut passte (siehe Goebbels Bemerkungen zu Lindbergh)
    7.Lindbergh imponierte die deutsche Luftrüstung ungemein und er äußerte sich dazu gegenüber der amerikanischen und der britischen Regierung: dagegen seid ihr machtlos, lasst die Deutschen einen Wall gegen Russland errichten und rüstet nicht auch zu einem Krieg gegen Deutschland, das zukünftiger europäischer Hegemon sein wird/soll.
    8. Lindbergh hatte eine Affinität und Begeisterung für einige Grundlagen der Nazi-Ideologie: Antisemitismus,Antikommunismus, Eugenik usw. Göring, Hitler, Heß u.a. empfand er als zielstrebige Machtmenschen gegen den Bolschewismus. Obige Überzeugungen und Taten sah er als notwenig an.
    9. Lindberghs Plan mit Familie nach Deutschland umzuziehen wurden nach den Progromen der sog. Reichskristallnacht verworfen. 1939 zog er in die USA zurück. Dort setze er sich vehement für eine amerikanische Nichteinmischung („America First Comitee“) in die nunmehr von den Nazis zielstrebig vorangetriebenen Unterwerfungs- und Vernichtungskriege in Europa ein.
    10. Lindbergh war amerikanischer Patriot. Sein Vater war ehemaliger Kongressabgeordneter gewesen. Nach Pearl Habor im Dezember 1941 wollte er sich sofort als Jagdflieger in die US-Airforce einbringen, Aufgrund seiner vormaligen politischen Äußerungen gegen die Roosevelt-Regierung lehnte diese einen Kriegseinsatz vorerst ab. So diente Lindbergh als flugtechnischer Berater in US-Japan-Krieg. Später flog er über 50 Einsätze gegen Japan selbst.
    11. Die Gleichsetzung Lindbergh ist ein glasklarer Nazi ist etwas kurz gegeriffen.

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