Be­set­zung des Ge­werk­schafts­hau­ses

Das Bild zeigt das Gewerkschaftshaus des ADGB und ist heute das Volkshaus in der Hans Böckler Straße
Das-Gewerkschaftshaus
Bremen, Mai '45, Neustadt, Stephaniviertel, westliche Vorstadt, Volkshaus (Staatsarchiv Bremen)
Bremen, Mai '45, Neustadt, Stephaniviertel, westliche Vorstadt, Volkshaus
18. April 1933
Hans Böck­ler Str. 9, Bre­men

Am 13. Ok­to­ber 1928 wur­de vom All­ge­mei­nen Deut­schen Ge­werk­schafts­bund/​Bre­men das Volks­haus an der Nord­stra­ße (jetzt Hans Böck­ler Stra­ße) er­öff­net, das ein für die da­ma­li­ge Zeit sehr fort­schritt­li­che Nut­zungs­kon­zep­ti­on be­saß. Das Haus war nicht nur Treff­punkt und Ver­wal­tungs­ge­bäu­de für die Ge­werk­schaf­ter/​in­nen, son­dern ver­füg­te über ein Ka­si­no (Es­sen­aus­ga­be), eine Bü­che­rei, Woh­nun­gen für Lehr­lin­ge so­wie so­gar über ein ei­ge­nes Beerdigungsinstitut.

Der Bau wur­de ent­wor­fen vom Ar­chi­tek­ten Ri­chard Jan­ßen. An der Back­stein-Fas­sa­de des Ge­bäu­des brach­te der Künst­ler Bern­hard Hoet­ger acht Plas­ti­ken mit dem Ti­tel „Zyklus des Lebens unter dem Stigma der Arbeit“ an, die die Un­ter­drü­ckung der Ar­bei­ter un­ter ka­pi­ta­lis­ti­schen Ver­wer­tungs­be­din­gun­gen dar­stell­ten. Hoet­ger hat­te da­vor be­reits das 1922 ein­ge­weih­te Denkmal für die Gefallenen der Bremer Räte-Republik auf dem Wal­ler Fried­hof er­stellt.
Nach der Be­set­zung durch die Na­zis in April 1933 wur­den die Bil­der auf Be­schluss des Bre­mer Se­nats am 29. März 1933 ab­ge­nom­men.  Die Na­zis ga­ben dem Volks­haus am 9. Mai 1933 gleich ei­nen an­de­ren Na­men: Wil­helm De­cker Haus. Die Um­be­nen­nung geht zu­rück auf Er­eig­nis­se im Jah­re 1931, als der SA-Mann Wil­helm De­cker in Wal­le bei Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit po­li­ti­schen Geg­nern töd­lich ver­letzt wur­de. Der von den Na­zis ein­ge­setz­te Syn­di­kus der Ar­bei­ter­kam­mer Au­gust Ho­g­re­fe hetz­te ge­gen den All­ge­mei­ner Deut­scher Ge­werk­schafts­bund. Der ADGB wird in die Deut­sche Ar­beits­front über­führt und das Ge­werk­schafts­ver­mö­gen  be­schlag­nahmt. Das Volks­haus wird da­nach Sitz der Deut­schen Ar­beits­front. Au­gust 1944 wur­de es bei ei­nem Bom­ben­an­griff auf den Bre­mer Wes­ten (sie­he Bild un­ten im Vor­der­grund die Rück­sei­te des Volks­hau­ses) schwer be­schä­digt, spä­ter aber wie­der auf­ge­baut.

In ei­nem Aus­schnitt ei­nes Vi­deo-In­ter­views mit dem USC Shoah Foundation Institute schil­dert der Zeit­zeu­ge Wil­ly Hun­dert­mark sei­ne Er­in­ne­rung an die da­ma­li­ge Si­tua­ti­on der Ge­werk­schafts­ju­gend.

Nach 1945 zo­gen meh­re­re Be­hör­de in das Ge­bäu­de ein, jetzt aber ist seit vie­len Jah­ren im Volks­haus das Amt für So­zia­le Diens­te Bre­men un­ter­ge­bracht. Im der Ein­gangs­hal­le des Hau­ses be­fin­det sich ein gro­ßes Ge­mäl­de des Bre­mer Ma­lers Rolf Wienbeck, das die Ge­schich­te des Volks­hau­ses ein­dring­lich wie­der­gibt. 1979 wur­den 6 Nach­güs­se der Fi­gu­ren von Hoet­ger wie­der am Ge­bäu­de an­ge­bracht.

 

[fn]Zit n. W. Hun­dert­mark; be­ar­bei­tet von Re­dak­ti­ons­grup­pe SPU­REN­SU­CHE[/​fn]Am 18. April 1933 wird das Ge­werk­schafts­haus – ge­nannt Volks­haus – in der Nord­stra­ße von den Na­zis be­setzt. Emil Som­mer, ehe­ma­li­ger Bre­mer Se­na­tor, wird mit wei­te­ren Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tern in „Schutzhaft“ ge­nom­men und ins KZ-Miß­ler ge­bracht

Veröffentlicht am und aktualisiert am 15. Mai 2023

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