Das Ge­fan­ge­nen­haus Os­ter­tor

Das Bild zeigt das Gefängnis am Ostertor
Gefaengnis-am-Ostertor
Ostertor Gefängnis/Zellentür
Ostertor Gefängnis/Zellentür
Freiheitskämpfer" von Fritz Cremer
28. Fe­bru­ar 1933
Am Wall 209, Bre­men

Das jet­zi­ge Wilhelm Wagenfeld Museum am An­fang des Os­ter­tors wur­de 1828  als so­ge­nann­tes „De­tenti­ons­haus“, ein Ge­fan­ge­nen­haus, ge­baut. Be­reits die Gift­mör­de­rin Ge­sche Gott­fried war hier 1828 in­haf­tiert, be­vor man sie auf dem Domshof hin­rich­te­te. So­wohl Ob­dach­lo­se, Klein­kri­mi­nel­le, Pro­sti­tu­ier­ten, aber auch po­li­tisch Ver­folg­ten, wie nach dem Schei­tern der Rä­te­re­pu­blik, wur­den hier von der Bre­mer Po­li­zei fest­ge­hal­ten.

Als in der Nacht vom 27. zum 28. Fe­bru­ar 1933 der Reichs­tag in Ber­lin brann­te, wur­de dies zum Fa­nal zur Ver­fol­gung po­li­ti­scher Geg­ner*in­nen. Im Reichs­maß­stab wur­den auf Grund­la­ge der „Ver­ord­nung des Reichs­prä­si­den­ten zum Schutz von Volk und Staat“ mehr als 10.000 An­ti­fa­schist*in­nen ver­haf­tet.
In Bre­men in­haf­tier­te die Po­li­zei Kom­mu­nist*in­nen, So­zi­al­de­mo­krat*in­nen und an­de­re po­li­tisch Ak­ti­vist*in­nen und brach­te sie zum Ge­fan­gen­haus am Os­ter­tor. Ins­ge­samt ka­men hier ca. 228 Per­so­nen in sog. „Schutz­haft“. Da­mit war das Ge­fäng­nis mehr als über­füllt. Am 6. März 1933 über­nah­men die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten in Deutsch­land die Macht. Jetzt wei­te­te sich der Kreis, der­je­ni­ge, die ver­folgt wur­den, we­sent­lich aus. Im Lau­fe der Zeit in­haf­tier­te man im Ge­fan­ge­nen­haus nun auch Ju­den, Ho­mo­se­xu­el­le, Zeu­gen Je­ho­vas (auch Bi­bel­for­scher ge­nannt) und Zwangs­ar­bei­ter*in­nen hin­zu.

Vom Ge­fan­ge­nen­haus zum Polizeihaus bzw. zum Gestapohaus, bei­de am Wall ge­le­gen, war es nicht weit, man konn­te sich die Häft­lin­ge zum Ver­hör auf kür­zes­tem Wege ab­ho­len las­sen. Aber die Über­füh­rung der Häft­lin­ge fand da­mit selbst­ver­ständ­lich in al­ler Öffent­lich­keit statt. Alle Bür­ger*in­nen der Stadt konn­ten es be­ob­ach­ten.
Die Ver­hö­re wa­ren häu­fig ver­bun­den mit Schlä­gen und Miss­hand­lun­gen. Auf die­ser Wei­se soll­ten sie ein­ge­schüch­tert oder zu ei­nem Ge­ständ­nis ge­zwun­gen wer­den. Wa­ren die­se nach An­sicht der Po­li­zei nicht aus­rei­chend er­folgt, wur­den die Häft­lin­ge wei­ter­ge­reicht an die SA, die den Häft­lin­gen in ih­rem Johann-Gossel-Haus am Bun­ten­tor­stein­weg eine „Son­der­be­hand­lung“ zu­kom­men ließ.
Nach­dem sich her­aus­ge­stellt hat­te, dass das Ge­fan­ge­nen­haus für die vie­len Häft­lin­ge zu klein ge­wor­den war, wur­de auch in Bre­men ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ein­ge­rich­tet. Dies be­fand sich in Fin­dorff und war be­kannt als KZ Mißler. Es be­fand sich in den ehem. Aus­wan­der­er­hal­len an der Wals­ro­der­stra­ße. Die Os­ter­tor­wa­che dien­te den­noch wei­ter­hin bis Ende des Krie­ges als Ge­fäng­nis. Am 26. April 1945 be­frei­ten bri­ti­sche Trup­pen end­lich die dort ver­blie­be­nen In­haf­tier­ten.

Je­den ers­ten Sams­tag im Mo­nat kann das Ge­fan­ge­nen­haus von 11.00 – 16.00 Uhr be­sich­tigt wer­den.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 29. November 2022

Ein Hinweis zu “Das Gefangenenhaus Ostertor”

  1. Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,
    gibt es zu der Op­fer­grup­pe Ho­mo­se­xu­el­le kon­kre­te For­schung in Bre­men? Mit freund­li­chen Grü­ßen
    Det­lev Ha­mann

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