Wer in Bremen als Zwangsarbeiter die Arbeit verweigerte oder nicht „ordentlich“ arbeitete, den wies die Gestapo für einige Zeit in ein Arbeitserziehungslager (AEL) ein. Die ersten dieser staatspolizeilichen Sonderlager wurden ab 1940 errichtet, darunter das AEL Bremen-Farge. Es lag nicht weit entfernt von den Unterkünften für Zwangsarbeiter aus verschiedenen europäischen Ländern, die auf Baustellen der Marine beim Bau eines Tanklagers beschäftigt waren.
Faktisch waren diese Lager ein Disziplinierungsinstrument des NS-Regimes und unterstand der örtlich zuständigen Gestapo. Hierhin sollten meist ausländische Zwangsarbeiter, die in Bremer Betrieben beschäftigt waren, hingeschickt und bestraft werden, wenn sie gegen ihre Auflagen verstoßen hatten. Die Einweisung in ein AEL erfolgte auf Antrag der Betriebe oder durch Denunziation, die Überwachung durch Kräfte der Gestapo. Siehe hierzu zwei Beispiele „Aushänge im Betrieb„.
Die Dauer der Haft durfte höchstens 56 Tage betragen. Als Strafmaßnahme zugelassen waren Essensentzug, erschwerte Arbeit und Strafarrest. Es gab jedoch häufig Exzesse, bei denen Häftlinge schwer misshandelt oder gar ermordet wurden. Die Zustände im Lager Bremen-Farge sind fürchterlich, vor allem in der Zeit als Heinrich Schauwacker dort Lagerleiter war. Die Fachliteratur nennt das AEL Farge heute ein „Todeslager“, die Bremer nannten es damals „Männervertilgungslager“. Nach heutigen Stand starben im Lager mehrere hunderte von Häftlingen.
Interessanterweise wurden im AEL Farge auch zwei Gruppen untergebracht, die nach dem Erlass von Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler, dort gar nicht hingehörten: Irische und spanische Seeleute der Handelsmarine. Sie waren, nachdem ihre Schiffe von deutschen U-Booten versenkt waren, nach Bremen gebracht worden. Weil sie sich weigerten Zwangsarbeit zu leisten, wurden sie nach Farge gebracht.
Ab 1943 begann die Gestapo das Lager ohnehin für weitere Gruppen als Haftanstalt zu nutzen. Es entwickelte sich zum „erweiterten Polizeigefängnis“, weil die Gefängnisse in Bremen räumlich nicht mehr ausreichten. Nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 sperrte die Gestapo im Zuge der „Aktion Gitter“ Angehörige der politischen Linken in Farge ein: frühere Mitglieder der Bürgerschaft, ehemalige Senatoren, Gewerkschafter. Bei einer „Sonderaktion J“ werden 1944 etwa 230 „Judenmischlinge“ in Farge eingeliefert, um sie zum „Arbeitseinsatz“ zu bringen.
Diesen Beitrag konnte mit freundlicher Erlaubnis der Projektgruppe der Bremer Ausstellung „Polizei.Gewalt. Bremens Polizei im Nationalsozialismus“ von 2011 entnommen werden.
Veröffentlicht am 6. Oktober 2011 und aktualisiert am 7. September 2023
Ook ik had een vader in Farge, maar die sprak spaarzaam en over drie maanden. Ontzetting op 13 april 1945. Hij heeft eerst lopend en deels met kar met paard Nederland bereikt via Limburg.
(Auch ich hatte einen Vater in Farge, aber der sprach nur wenig drüber und auch nur über die drei Monate. Befreiung am 13. April 1945. Er hat erst zu Fuß, später mit Pferd und Wagen die Niederlanden über Limburg erreicht. Spurensuche Redaktion)
Hallo, ich bin niederländerin und mein Vater war auch in Bremen Farge. Als der Krieg zu Ende war, musste er mit den anderen, zu Fuß nach Holland, wo er anschließend längere Zeit im Krankenhaus war.
Er hat ein Antrag gestellt auf Entschädigung. Hat die, nach längere Zeit auch bekommen, weil sein Name gefunden werden konnte.
Die Entschädigung war lachhaft niedrig: für Ihn war es ein Anerkennung. Ab und zu hat er was darüber erzählt.
Er hat nie Hassgefühlen Deutscher gegenüber gehabt .
Ich als Amsterdammerin habe ein Deutsche Mann geheiratet;
nie hat er was gesagt.
Ein toller Mann.