Die Akte zum Entnazifizierungsverfahren von Kriminalsekretär Wilhelm Mündtrath ist, neben dem Ermittlungsverfahren auf Grund der Anzeige von Julius Dickel, der wichtigste Quellenbestand zur NS-Verfolgung der Sinti und Roma in Bremen. Mündtrath wurde 17. Oktober 1945 auf Grund seiner Tätigkeit als Leiter der „Dienststelle für Zigeunerfragen“ aus der Kriminalpolizei entlassen. Er übernahm die nächsten zwei Jahre […]
Gustav Mechau wurde am 7. Mai 1916 in Berlin-Lichtenberg geboren. Es war der Sohn von Otto und Auguste Mechau, geb. Bamberger. Die Oldenburger Sinti-Familie wurde Opfer von Menschenversuchen in Auschwitz. Nur zwei Personen der 12 Familienmitglieder haben die NS-Verfolgung überlebt: Hugo und Gustav Mechau. Gustav Mechau wurde 1937 zur Wehrmacht eingezogen. Bis 1941 blieb er […]
Am 27. April 1961 erschien gegen 17.15 Uhr der 35-jährige Julius Dickel im Dienstzimmer des Bremer Staatsanwalts Dr. Höffler. Dickel wolle Angaben über den Kriminalsekretär Wilhelm Mündtrath machen, „die sich auf dessen frühere Tätigkeit als sogn. Zigeunersachbearbeiter bezögen.“ Zu diesem Zeitpunkt war Mündtrath, mittlerweile zum Kriminalobermeister befördert, bereits seit dem 31. März 1958 im Ruhestand. […]
Thea Stoldt wurde am 7. Februar 1912 in Bremen geboren. Ihre Taufe und Konfirmation fanden in der Liebfrauenkirche statt. Nach Abschluss der Volksschule im April 1927 arbeitete sie zunächst als Bibliotheksgehilfin, absolvierte einen Stenotypistenkursus, besuchte kurzzeitig die Handelsschule und trat im April 1931 dem Diakonissenhaus bei, zunächst auf „Vorprobe“. Laut den „Bestimmungen für die Schwesternschaft […]
Mit Himmlers „Auschwitz-Erlass“ vom 16. Dezember 1942 begann die Endphase des Völkermordes an den Sinti und Roma. Allein im Bereich der Bremer Kriminalpolizeileitstelle wurden mind. 269 Sinti und Roma, darunter viele Kinder, eingesperrt. Die Sammelstelle für die Deportation der Sinti und Roma befand sich auf dem Areal des damaligen Schlachthofs, direkt hinter dem Hauptbahnhof. Der […]
Julius Dickel wurde am 7. April 1926 in Osnabrück geboren. Seine Eltern waren Petrus Matthäus und Maria Albertine, geb. Neigert, Dickel. Er war das zweitälteste Kind. Julius hatte noch vier Geschwister: Hitge, Egon Matthäus, Fred Johannes und Ludwig Willy. Sowohl die Eltern als auch die Geschwister wurden in dem „Zigeunerfamilienlager“ in Auschwitz-Birkenau ermordet. Julius besuchte […]
Seit Kriegsbeginn waren in Bremen ca. 65.000 Wohnungen durch Luftangriffe zerstört worden. Damit wurden ca. 250.000 Bremer obdachlos. Es erfolgten erste Notunterbringungen in Schulen, Turnhallen und Gasthöfen. Eine große Zahl Wohnungsloser wurde in umliegende Landgemeinden evakuiert und kam unter anderem bei Bauern unter. Kinder wurden an sicheren Orten in ganz Deutschland untergebracht. Die Flächenbombardements (Area […]
Wilhelm Mündtrath wurde am 17. März 1898 als Sohn eines Kaufmannes in Weidenau, Kreis Siegen, geboren. Die Volksschule besuchte er in Berleburg, in Hemer und Sundwig in Westfalen. Nach dem Abschluss der 8. Schulklasse wurde er Schlosser. Gleich nach dem Abschluss der Lehrzeit meldete Mündtrath sich am 4. April 1916 als Kriegsfreiwilliger bei der Kaiserlichen […]
Der stellvertretende Leiter der Bremer Kriminalpolizei, dem zugleich die „Dienststelle für Zigeunerfragen“ unterstellt gewesen war, Kriminaldirektor Carl Krämer, verfasste 1949 einen Bericht für das Landesamt für Wiedergutmachung über die nationalsozialistische Verfolgung der Sinti und Roma in Bremen. Hierin gab er an, dass die Planungen für die Verhaftungen im Mai 1940 „in den Händen eines Krim.-Kommissars […]
Anni Schwarz wurde am 23. September 1926 in Metz (Frankreich) geboren. Sie war die zweitälteste Tochter der Familie Wilhelm und Anna Schwarz. Als Anni zwei Jahre alt war, kam die Familie nach Bremen. Ab 1935 wohnte die Familie in der Bamberger Straße im Stadtteil Findorff. Zu diesem Zeitpunkt betrieb ihre Mutter einen Kurzwarenhandel. Möglicherweise wohnte […]